„Binnen-I, vergiss das nie: Wie geht eigentlich genderneutrale Sprache?

Generisches Maskulinum, Binnen-I, Doppelpunkt : Genderneutrale und inklusive Sprache ist derzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Forderung nach einer inklusiveren Sprache ist im öffentlichen Diskurs angelangt. Die emotional aufgeladene Debatte zeigt: das Thema ist vielen wichtig, und es besteht offensichtlich Handlungsbedarf.

Wir erleben aktuell hautnah mit, wie Sprache durch alltäglichen Gebrauch geformt wird und sich neue Konventionen bilden. Klar, dass sich auch Übersetzungsdienstleistende eingehend mit dieser Krux beschäftigen.

Aber wie den richtigen Weg finden, wenn der allgemeine Konsens (noch) fehlt? Wir haben einige hilfreiche Grundlagen zusammengestellt.

Aller Anfang ist schwer – oder doch nicht?

Alles könnte augenscheinlich so leicht sein: Wieso scheinbar umständliche linguistische Konstruktionen verwenden, wenn es keine offizielle Festlegung gibt? Falsch! Sprache ist erst dann lebendig, wenn sie benutzt wird und neuer Sprachgebrauch fängt schon bei der trivialsten Sprachverwendung an.

Auch wer keine Frau oder Transperson ist, profitiert von einer inklusiveren Sprache, denn Sprache beeinflusst die Gesellschaft, in der wir leben und die Art, in der wir denken. Wer möchte nicht in einer Welt leben, in der alle etwas freundlicher zueinander sind? Sie dürfen also einfach damit anfangen! Die ersten Versuche müssen nicht perfekt sein. Wichtig ist, dass Sie als Einzelperson oder Organisation überhaupt den ersten Schritt wagen.

Für den Anfang könnte man bspw. mit dem Aufsetzen einer Checkliste beginnen. Denn auch wenn die Intention vorhanden ist, wissen wir vielleicht gar nicht welche Formulierungen in unserem Alltagsgebrauch eventuell inkludierender formuliert werden könnten.
In der Liste können Sie anschließend alle Begriffe und Bezeichnungen festhalten, die Ihnen beim Schreiben oder in einer Unterhaltung auffallen und festlegen, wie Sie diese zukünftig inkludierender gestalten möchten. Um den Einstieg zu erleichtern, könnten Sie hierfür auch ein „Gender-Wörterbuch“ wie dieses zur Hilfe nehmen.

Mehr als nur Worte

Ob Übersetzende, Sprachdienstleistende oder internationales Unternehmen: Wir sind Bindeglieder zwischen Menschen, Organisationen und Ländern und tragen mit unseren Texten zu einer zielgerichteten Kommunikation bei.

Beim Übersetzen beeinflussen wir also auch, wie der Text in der Zielsprache wahrgenommen wird und tragen somit dafür Verantwortung. Übersetzende können beispielsweise ihren übersetzerischen Stil neu betrachten und bewusst auf eine Verwendung von genderneutraler Sprache achten. Unternehmen können intern neue Regeln für die Kommunikation aufstellen und somit das Bewusstsein ihrer Mitarbeitenden schärfen. Und was will die Kundschaft? Hier bietet sich eventuell auch eine neue Zielgruppenanalyse an: Erreiche ich eine breitere Zielgruppe, wenn ich z. B. meine Inhalte inklusiver gestalte?

Die goldene Regel: Kommunikation ist alles

Sie haben für sich und/oder Ihr Unternehmen neue sprachliche Vorgaben gestaltet? Super! Kommunizieren Sie diese mit anderen Personen aus Ihrem Unternehmen, mit Ihren Mitarbeitenden und mit Ihren Dienstleistenden. Ändern Sie Ihre Styleguides für Übersetzungsdienstleistende und holen Sie andere Übersetzende mit an Bord. Trauen Sie sich, sich Tipps bei den Experten einzuholen, aber auch eigene Vorschläge zu unterbreiten!
 
 

Und dann: üben, üben üben!

Der Mensch ist bekannterweise ein Gewohnheitstier. An all diese neuen Vorgaben müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Sprache bildet unsere Realität ab und somit ändern wir mehr als nur ein Wort: Wir ändern unsere Sicht auf die Welt.

Es ist also nicht schlimm, wenn Sie etwas mehr Zeit benötigen. An diesem Punkt haben Sie die größte Hürde bereits genommen! Nun geht es darum, Ihre inklusive Sprache zu verfestigen und am Ball zu bleiben.

Beispiele:

Für die deutsche Sprache kommen zur Umsetzung einer neutralen Sprache beispielsweise orthografische Stilmittel (/, :, *) oder neutrale Bezeichnungen (z. B. Mitarbeitende statt Mitarbeiter; Polizeikräfte statt Polizisten) infrage.

Das Französische ist eine durch und durch maskulin geprägte Sprache – doch auch hier gibt es Möglichkeiten. Arbeiten Sie mit Klammern, um beide Bezeichnungen zu nennen oder verwenden Sie den eleganten Mediopunkt: „client·e·s“.

Wie so oft ist die englische Sprache auch hier wieder ein bisschen unkomplizierter: Hier können Sie „he“ oder „she“ umgehen, indem Sie einfach das neutrale „they“ verwenden. Ebenso sind neutrale Bezeichnungen wie „salesperson“ statt „salesman/saleswoman“.
 
 
 
Sie sehen also: Eigentlich ist es gar nicht so schwer. Tasten Sie sich langsam heran. Schreiben Sie die nächste E-Mail doch einfach mal genderneutral oder denken Sie über neutrale Pendants zu Berufsgruppen oder anderen Substantiven nach, die Ihnen im Alltag begegnen. Denn wir alle tragen mit unserem täglichen Sprachgebrauch zur Entwicklung der Sprache bei und formen damit die Welt um uns herum.

Los geht’s – Lasst uns die Sprache verändern! Sie sind sich doch noch nicht ganz sicher, wie Sie an die Sache herangehen sollen? Wir unterstützen Sie gerne! Kontaktieren Sie uns unter tsd@tsd-int.com oder rufen Sie uns an: +49 221 925 986 0

 
Übrigens: Haben Sie gemerkt, dass dieser Text genderneutral geschrieben wurde?